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Das ritualistische System der Carboneria...

Das ritualistische System der Carboneria [italienischer intiatischer Männerbund], umfasste mehrere Grade. Da eine einheitliche Zusammenfassung der einzelnen Carbonari-Gruppen nicht bestand, waren diese in den einzelnen Teilen Italiens verschieden.


Die Loge der Carbonari hieß "vendita".


Die Zeremonien gingen in der "baracca" (Hutte) vor sich. Diese war ein längliches Viereck und versinnbildlichte einen Kohlenmeiler im Wald, die Aufnahme, eine "Wanderung durch den Wald", symbolisierte die Schwierigkeiten des Lebensweges und die "Reinigung durch das Feuer", um die Hemmnisse mit lauterem Herzen überwinden zu können. Das "heilige Wort" des ersten Grades lautete: "Glaube, Hoffnung, Barmherzigkeit!".


Die zweite Stufe, der von starkem katholischem Mystizismus erfüllte Meistergrad, ließ den Kandidaten den Leidensweg des "Guten Vetters" Christus durchmachen.


Im dritten Grad, der die "Großen Auserwählten", auch "Vollendete Meister" oder "Ritter von Theben" genannt, umfasste, traten die politischen Tendenzen unverhüllt zutage. Auf dieser und auch auf den folgenden Stufen (Schüler, Apostel, Evangelist, Patriarch Großpatriarch, Erzpatriarch) musste der Schwur geleistet werden, das Leben dem Siege der Freiheit, der Gleichheit und dem Fortschritte zu weihen und nötigenfalls zu opfern.


Trotz des religiösen Einschlages wurde die Carboneria vom Papst Pius VII. in mehreren Edikten aufs schärfst verurteilt.


Man hat oft behauptet, die Carboneria sei mit der Freimaurerei identisch gewesen. Das ist nicht der Fall. Eine Identität der Freimaurerei und der italienischen politisch aktiven Geheimbunde ist niemals festgestellt worden. Das erhärtet auch ein Freimaurergegner wie der Historiker Alessandro Luzio („La Massoneria e il Risorgimento italiano", Bologna, Zanichelli, 1922).


Aber auch die Ankläger selbst sind von dieser Behauptung abgeruckt. Wahrend Pius VII. in seiner Bulle vom 13. August 1815 noch erklärte, die Carboneria sei ein neuer Name für die Freimaurerei, wurde sie in der Bulle "Ecclesiam" vom September 1821 "vielleicht als Ableger oder doch gewiss eine Nachahmung der Freimaurerei" bezeichnet.


Gewiss gab es in dieser Freiheitsbewegung auch viele Freimaurer, wie eben den großen italienischen Patrioten Mazzini, die ein "drittes Rom", ein italienisches "Risorgimento" ersehnten. Denn die Freimaurerei vereinigte damals in ihrem Schoße "die ersten Geister, die feurigsten Herzen, die stolzesten Willensmenschen und die kuhnsten Charaktere" (Bakunin).

Aber der Unterschied zwischen Freimaurerei und Carboneria trat doch klar zutage. In der Freimaurerei eine abstrakte Idee, im Carbonaritum der unbedingte Wille zu revolutionärem Handeln. Man hat diese Gegensätzlichkeit dadurch überbrücken wollen, dass man die Carboneria als eine "Unterabteilung" des Bundes, als eine Art volkstümliche Maurerei stigmatisierte, die von der Idee zur Tat, von der Abstraktion zum konkreten Plan, von der Auseinandersetzung über Prinzipien zu deren Betätigung im staatlichen Leben geschritten sei. Das ist aber nicht richtig gesehen: um in diesem Sinne aktivistisch hervorzutreten, hatten die Freimaurer nicht des Umweges über eine Neugründung mit fremdartigen, komplizierten Ritualen bedurft.


Vgl. E. Lennhoff, O. Posner, „Internationales Freimaurer-Lexikon“, Wien 1932, s.v. 'Carbonari (Köhler, Kohlenbrenner)'.


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